Im Jahr 2023 gab es einen regelrechten Hype um die Medikamente Ozempic, Mounjaro und Wegovy. Durch Persönlichkeiten wie Elon Musk, Emily Simpson, Tracy Morgan und Micheal Rubin, die auf die Abnehmspritzen schwören, nahm das öffentliche Interesse zu, und Investor:innen erkannten das Potenzial der Diabetesmedikamente im Kampf gegen die globale Übergewichtsepidemie.
Die GLP-1-Rezeptor-Agonisten Ozempic von Novo Nordisk oder Mounjaro von Eli Lilly, die ursprünglich als Diabetesmedikamente entwickelt wurden, regen die Insulinproduktion an und senken den Blutzuckerspiegel. Die unerwartete Nebenwirkung einer deutlichen Gewichtsreduktion hat auch das Interesse der Lebensmittel- und Getränkebranche geweckt.
In diesem Artikel stellen wir drei Wege vor, wie sich die Branche auf die Veränderungen im Konsumverhalten, die mit derartigen Modeerscheinungen einhergehen, vorbereiten können.
Lebensmittel- und Getränkeunternehmen sollten (weiterhin) in portionierte Verpackungen investieren: Für Diabetiker:innen, aber auch für Verbraucher:innen, die auf ihre schlanke Linie achten oder ein paar Pfunde verlieren möchten.
1. In portionierte Verpackungen investieren
Denn: Portionsverpackungen sind eine klassische Möglichkeit zur Gewichtskontrolle, die in diesem neuen Zeitalter von GLP-1-Medikamenten zur Gewichtsabnahme wieder aufleben wird. Kleinere Packungsgrößen sind dabei nicht nur für Konsument:innen, die die Medikamente einnehmen und bereits nach kleineren Portionen ein Sättigungsgefühl verspüren, interessant.
Ebenso auf Interesse stoßen derartige Angebote bei denjenigen, die auf ihr Gewicht achten. Durch Produktformate in spezieller Portionsgröße und klar hervorgehobener Kalorienangabe fällt es vielen oftmals leichter, Essensmenge und Energiezufuhr bewusst zu kontrollieren.
Das britische Unternehmen Whitworths Shot macht vor, wie es geht. Durch die Kalorienangabe auf ihrem Rosinen-Schokoladen-Mix sehen kalorienbewusste Verbraucher:innen auf einen Blick, wie viel Kalorien sie zu sich nehmen.
2. Gezielte Produkte anbieten
Unternehmen sollten für Verwender:innen von Diabetesmedikamenten Produkte entwickeln, die sie gezielt unterstützen. Dazu zählen klein portionierte Fitness- oder Lebensmittelprodukte, die die häufigen Nebenwirkungen der Medikamente auf den Magen-Darm-Trakt lindern.Pharmaunternehmen und Mediziner:innen empfehlen, GLP-1-Medikamente zur Gewichtsreduktion mit einer nahrhaften, kalorienreduzierten Ernährung und mehr körperlicher Aktivität zu kombinieren. Jene Produkte könnten entsprechend dabei helfen, das individuelle Fitnessprogramm aufrechtzuerhalten – insbesondere, da die Medikamente als Appetitzügler agieren. Kleinere Portionsgrößen bieten sich daher vor allem für Produkte an, die vor, während und nach einer körperlichen Aktivität Vorteile bieten. Das französische Unternehmen Andros macht es vor.
Die Magen-Darm-Unverträglichkeit gehört zu den häufigsten Nebenwirkungen bei der Einnahme von GLP-1-Medikamenten. Das schafft Möglichkeiten für Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel und andere Produkte, die diese Symptome lindern können. Die Tropfen des amerikanischen Unternehmens Shaklee beispielsweise enthalten Ingwer und Vitamin B6 und wirken magenberuhigend.
3. Gewichtsbewusste Verbraucher:innen ansprechen
Viele Verbraucher:innen begegnen den neuen GLP-1-Medikamenten mit Neugier, zögern aber, sie selbst zu nehmen. Diese Verbraucher:innen können Lebensmittel-, Getränke- und Nahrungsmittelergänzungshersteller mit Produkten ansprechen, die die Vorteile dieser Medikamente, unter anderem ein schnelleres Sättigungsgefühl, nachahmen.
Interessant wäre das insbesondere für diejenigen, die den Abnehmspritzen mit Skepis gegenüberstehen – eröffneten dementsprechende Lebensmitteln doch eine weitere Möglichkeit, auch ohne Medikamente ähnliche Resultate zu erzielen. Das chinesische Unternehmen Shapetime beispielsweise erreicht das durch einen Joghurt mit getrockneter Kokosnuss und Cashewkernen, der „den Hunger stillt“. Zudem bieten nahrhafte, sättigende Lebensmittel im Vergleich zu den teuren Medikamenten ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. In Zeiten steigender Lebensmittelpreise ein nicht ganz unwichtiges Argument, das bereits in Mintels Lebensmittel- und Getränketrend „Savvy Sustenance“ von 2023 aufgegriffen wurde.
Verbraucher:innen könnten sich auch zunehmend für Produkte interessieren, die sich positiv auf den Cholesterinspiegel oder Blutdruck auswirken. In den USA sind Wegovy und Zepbound zur Gewichtsabnahme für Menschen mit Fettleibigkeit sowie für übergewichtige Menschen mit gewichtsbedingten Erkrankungen wie hohem Cholesterinspiegel oder Blutdruck zugelassen. Auch hier gilt: Nicht alle, die an diesen Krankheiten leiden, zeigen sich bereit, zu den „Abehmspritzen“ zu greifen. Es lohnt sich, die nachgewiesen gesundheitlichen Benefits der Produkte hervorzuheben. So wie etwa der Trinkjoghurt des portugiesischen Unternehmens Danacol, der durch die enthaltenen Pflanzensterine den Cholesterinspiegel senken soll.
Unser Fazit
Portionierte Verpackungen lohnen sich in vielerlei Hinsicht. Unternehmen können Verbraucher:innen, die Ozempic und Co. mit Skepsis gegenüberstehen, mit Nahrungsmitteln oder Getränke- und Lebensmittelprodukten begegnen, die ähnliche Vorteile bieten und beispielsweise ein längeres Sättigungsgefühl versprechen oder den Blutzuckerspiegel senken sollen.
Möchten Sie mehr über die möglichen Auswirkungen von GLP-1-Abnehmmedikamenten auf die Lebensmittel- und Getränkeindustrie erfahren? Dann nehmen Sie noch heute Kontakt auf. Abonnenten von Mintels Premium-Inhalten zum Thema Lebensmittel und Getränke können sich jetzt einloggen, um den vollständigen Artikel von Jenny Zegler, Director of Mintel Food and Drink, zu lesen.