Internationaler Frauentag: Verantwortung für Frauengesundheit leben

Internationaler Frauentag: Verantwortung für Frauengesundheit leben

08/03/2023
Lesezeit: 7 Min.

Das Thema des diesjährigen Weltfrauentags (IWD) lautet #EmbraceEquity. Dieses Motto lenkt den Fokus auf die Geschlechtergerechtigkeit. Gleichzeitig ruft es dazu auf, die unterschiedlichen Bedürfnisse anzuerkennen und für alle die notwendigen Ressourcen und Chancen bereitzustellen, um sich voll entfalten zu können.

Ungleichheiten und Geschlechtervorurteile machen sich in der Gesundheitsversorgung bemerkbar. Frauen werden öfter unterdiagnostiziert und unterbehandelt. Außerdem werden frauenspezifische Erkrankungen wie Menstruationsstörungen in der medizinischen Forschung und Ausbildung depriorisiert. Merklich, denn 87 % der Frauen sind der Meinung, dass frauenspezifische Gesundheitsprobleme von Ärzten ernster genommen werden sollten.

Anlässlich des Internationalen Frauentags gehen wir auf die spezifischen gesundheitlichen Herausforderungen ein, die Frauen betreffen und gehen der Frage nach, wie Unternehmen und deren Produkte Frauen besser in Gesundheitsfragen unterstützen können. Außerdem möchten wir die Themen Perimenopause und Menopause adressieren.

Welchen körperlichen und mentalen Gesundheitsproblemen sind viele Frauen ausgesetzt?

Frauen haben mit einer Reihe von körperlichen Gesundheitsproblemen zu kämpfen. Einige davon betreffen die gesamte Bevölkerung, wie Adipositas, Herzkrankheiten und bestimmte Krebsarten. Viele andere sind jedoch frauenspezifisch. Menstruelle und gynäkologische Erkrankungen wie Endometriose, das prämenstruelle Syndrom (PMS) oder auch das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) können schwerwiegende Auswirkungen auf die körperliche und geistige Gesundheit haben.

Den Zahlen eines aktuellen Mintel-Reports ist zu entnehmen, dass Frauen unter einer schlechteren psychischen Gesundheit als Männer leiden und häufiger von bestimmten Belastungsfaktoren betroffen sind. Am häufigsten nennen Frauen ihre Finanzen als Auslöser für Stress, aber auch Sorgen um ihr Körperbild, ihre psychische Gesundheit, ihre Beziehungen und ihre Arbeit machen vielen zu schaffen. Bedenken zum Körperbild sind insbesondere unter Frauen im Alter von 18 bis 24 Jahren verbreitet. Ein Indikator für den Druck, der auf junge Frauen und Mädchen einwirkt, den gesellschaftlich festgelegten Schönheitsnormen zu entsprechen.

Was sind die gesundheitlichen Prioritäten von Frauen und wie können Marken diese unterstützen?

Unsere Forschungsergebnisse zeigen, dass sich Frauengesundheit auf drei zentrale Themenfelder konzentriert:

1) Ausreichend schlafen

 

Schlafqualität hat für Frauen, genauso wie für Männer, absolute Top-Priorität. Sieben von zehn Frauen geben an, dass es für sie überaus wichtig ist, ausreichend Schlaf zu bekommen. Das Interesse an Schlafqualität und Schlafhygiene ist in den letzten Jahren gestiegen, da Verbraucher:innen zunehmend auf den Einfluss von Schlaf auf ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden achten. Immer mehr technische Möglichkeiten zur Überwachung des Schlafes durch Smartphones, Smartwatches und Apps wie SleepScore und Sleep Cycle führen dazu, dass Verbraucher:innen ihren Schlaf besser analysieren können als je zuvor. Schlaf-optimierende Produkte werden ebenfalls immer beliebter, von Nahrungsergänzungsmitteln über Kissensprays bis hin zu intelligenten Matratzen.

Quelle: SleepCore

Die prämenstruelle Phase geht bei Frauen oft mit schlechterem Schlaf einher, während Schlafstörungen ein häufiges Symptom der Perimenopause und Menopause sind. Tracking-Technologien und Apps können Frauen dabei unterstützen, besser zu schlafen, indem sie gleichzeitig den Menstruationszyklus verfolgen. Frauen können so besser nachvollziehen, wie ihre Schlafqualität von Hormonschwankungen im Verlauf ihres Zyklus beeinflusst wird. Außerdem erhalten sie maßgeschneiderte Empfehlungen, um ihre Schlafgewohnheiten anpassen zu können.

 

2) Gesund essen

 

Mehr als sechs von zehn Frauen achten auf eine gesunde Ernährung. Positiv zu vermerken ist, dass sich in den letzten Jahren die Vorstellungen von gesunder Ernährung von der reinen Gewichtsreduzierung hin zu den Vorteilen einer ausgewogenen Ernährung für das körperliche, geistige und emotionale Wohlbefinden des Menschen verschoben haben.

Viele Frauen sehen sich jedoch einer Flut an Gesundheitsratschlägen ausgesetzt. Von der Frage, welche Diät sie einhalten und welche Lebensmittelgruppen sie von ihrer Ernährung ausschließen sollten, bis hin zur Überlegung, zu welcher Tageszeit sie essen sollten, bestehen zahlreiche Unklarheiten. Unternehmen können Abhilfe schaffen, indem sie leicht verständliche, evidenzbasierte Ratschläge für eine gesunde Ernährung geben und gleichzeitig erreichbare Ernährungsziele setzen. Der Erfolg der NHS-App Couch to 5K zeigt, wie wirksam einfache Initiativen sein können. Die Tipps müssen leicht umsetzbar sein, vor allem in Zeiten knapper Einkommen, indem alltägliche Zutaten verwendet werden, die keine Unsummen kosten.

 

Quelle: App Store – NHS

3) Stress managen

 

Die Hälfte der Frauen gibt an, dass es für sie am wichtigsten ist, Stress zu bewältigen. Frauen leiden unter einer Vielzahl von Ängsten. Unternehmen sollten ihnen bei den Themen, die sie am meisten beschäftigen, konkrete Unterstützung bieten, wobei Finanzen, Körperbild und psychische Gesundheit an erster Stelle stehen.

Finanzdienstleistungsunternehmen sind bestens in der Lage, die finanzielle Ungleichbehandlung von Männern und Frauen zu überbrücken. Sie können dies erzielen, indem sie ein integratives finanzielles Klima schaffen und Frauen über das Sparen, das Investieren und die Finanzplanung aufklären. Das Programm „Frauen und Geld“ von Fidelity zielt beispielsweise darauf ab, Frauen in die Lage zu versetzen, bessere finanzielle Entscheidungen zu treffen und finanzielle Sicherheit zu erlangen.

Darüber hinaus brachte Headspace im August 2022 seine Women’s Collection auf den Markt, die angeleitete Meditationen und Informationsmaterial zu Themen wie Körperbild, achtsamen Sex und reproduktive Gesundheit bietet. Unternehmen aus verschiedenen Sektoren können ebenfalls dazu beitragen, den Druck auf das Körperbild junger Frauen zu verringern, indem sie vielfältige und integrative Werbung betreiben, die Bearbeitung/Retusche auf Social-Media-Plattformen einschränken und Botschaften der Selbstakzeptanz fördern.

 

Wie können Unternehmen Frauen während der Perimenopause und Menopause unterstützen?

 

Die Perimenopause ist die Übergangszeit vor der Menopause (12 Monate nach der letzten Regelblutung), in der sich die Menstruation und der Hormonhaushalt einer Frau ändern. Es gibt eine Vielzahl möglicher Symptome der Perimenopause und der Menopause, darunter Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Libidoverlust und Gedächtnisprobleme.

Jede Frau macht aber ihre eigenen Erfahrungen. Das Tabu, das sich um die Perimenopause und die Wechseljahre rankt, kann dazu führen, dass Frauen jahrelang im Stillen leiden, bevor sie die richtige Behandlung erhalten.

Doch das Blatt beginnt sich langsam zu wenden. Der zunehmende Druck von Frauen, Aktivist:innen und Mediziner:innen zeigt Wirkung. Die Perimenopause und die Menopause erhalten endlich mehr öffentliche, mediale und politische Aufmerksamkeit. Der Einzelhandel hat entscheidend dazu beigetragen, dass die Probleme von Frauen in der Perimenopause und in den Wechseljahren in der Öffentlichkeit thematisiert werden. Im Jahr 2022 war Boots die erste Apotheke, die eine Hormonersatztherapie (HRT) rezeptfrei verkaufte. Das Unternehmen brachte auch die Hautpflegeserie No 7 auf den Markt, die gemeinsam mit Frauen in den Wechseljahren entwickelt wurde, um bestimmte Symptome der Wechseljahre wie trockene Haut zu lindern. Holland & Barrett führte außerdem einen Service zur Unterstützung von Frauen in den Wechseljahren ein, der online und in den Geschäften von geschulten Beratern angeboten wird.

 

Der britische Einzelhändler Boots bietet auf seiner Website spezifische Beratung zum Thema Menopause an. Quelle: Boots

 

Abgesehen vom Angebot entsprechender Produkte und Dienstleistungen, die die Symptome der Perimenopause und der Wechseljahre lindern, sollten Unternehmen weiterhin Tabus brechen und sich Frauen gegenüber solidarisch zeigen. Ein möglicher Ansatz ist es, Frauen frühzeitig über die Perimenopause aufzuklären und sie dazu zu ermutigen, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Sie können auch breit angelegte öffentliche Aufklärungskampagnen unterstützen und aktiv auf die schwerwiegenden und vielfältigen Auswirkungen aufmerksam machen, die diese körperlichen Veränderungen auf die Gesundheit von Frauen haben können.

 

Unser Fazit

 

Es ist unbestritten, dass die gesundheitlichen Belange von Frauen viel zu lange vernachlässigt wurden, was zu den Ungleichheiten im Gesundheitswesen, in der Gesellschaft und am Arbeitsplatz beiträgt. Unternehmen müssen sich mit den Schwerpunkten der körperlichen und geistigen Gesundheit von Frauen befassen und Gesundheitsprodukte und -dienstleistungen auf die spezifischen Bedürfnisse von Frauen zuschneiden. Mehr noch: Unternehmen verschiedenster Branchen können einen Beitrag dazu leisten, dass Gesundheitsprobleme wie Menstruationsstörungen, die Perimenopause oder die Menopause, die viel zu lange missverstanden wurden oder unbeachtet geblieben sind, endlich mehr Aufmerksamkeit erhalten.

 

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