Einkaufswagen gefüllt mit Lebensmitteln.

Unverpackt: Umweltfreundliche Innovation ist der Weg nach vorne in der Lebensmittelverpackungsindustrie

Aktualisiert am: 29/01/2025
Lesezeit: 10 Min.

Die Verwendung von Kunststoff in zahlreichen Branchen steht in den letzten Jahren unter zunehmendem Druck, da das Bewusstsein der Verbraucher:innen zur Plastikmüllbelastung und deren Auswirkungen auf die Umwelt zunimmt.

Obwohl die Kritik an allen Fronten gewachsen ist, stehen besonders Lebensmittel- und Getränkeverpackungen im Fokus. Sie sind zum Hauptanliegen vieler geworden. Um den Anforderungen der Verbraucher:innen gerecht zu werden und mit den von Regierungen auferlegten Veränderungen Schritt zu halten, wird Innovation der Schlüssel sein, um nachhaltige Lebensmittelverpackungen als Alternativen zu bieten.

In diesem Artikel untersuchen wir aktuelle und zukünftige Trends bei Lebensmittelverpackungen, die von den sich verändernden Einstellungen der Verbraucher:innen zur Nachhaltigkeit sowie von gesetzlichen Änderungen auf verschiedenen Märkten zur Förderung umweltfreundlicherer Praktiken beeinflusst werden.

Nachhaltigkeit beeinflusst die führenden Verpackungstrends in der Lebensmittelbranche

Das Bewusstsein der Verbraucher:innen für die Umweltauswirkungen übermäßiger und/oder kunststoffhaltiger Lebensmittel- und Getränkeverpackungen wächst ebenso wie ihr Bewusstsein für ihre eigene Verantwortung für die Gesundheit des Planeten. Infolgedessen haben Konsument:innen weltweit auch höhere Erwartungen an die Nachhaltigkeitsbemühungen von Marken und Unternehmen; tatsächlich sagen 30 Prozent der Verbraucher:innen, dass eine Bewertungsskala für die Umweltauswirkungen ihre Kaufentscheidung beeinflussen würde. Folglich lässt sich ein umweltbewussteres Kaufverhalten beobachten – in Deutschland beispielsweise kauften 36 Prozent der Konsument:innen 2024 mehr Produkte mit minimaler Verpackung.

Was sind die aktuellen Verpackungstrends?

Verbraucher:innen zeigen große Besorgnis über die Abfälle von Lebensmittelverpackungen. Über 7 von 10 britischen Konsument:innen äußern Bedenken, dass sie entweder im Meer, auf Mülldeponien oder in der lokalen Umwelt landen.

Balkendiagramm, das die Top 4 Bedenken britischer Verbraucher:innen bezüglich Lebensmittelverpackungen darstellt.

Während sowohl das Verpackungsmaterial als auch die Menge, die zum Verpacken von Produkten verwendet werden, eine wichtige Rolle in dieser Diskussion spielen, bleiben Recycling und Wiederverwendung von Lebensmittelverpackungen die häufigsten nachhaltigkeitsorientierten Methoden im Zusammenhang mit Lebensmitteln. Verbraucher:innen sind wesentlich eher bereit, sich auf diese greifbaren Verhaltensweisen nach dem Kauf einzulassen, als ihre Einkäufe aufgrund der Nachhaltigkeit des Produkts oder der Verpackung zu ändern.

1. Die Reduzierung von Plastikverpackungen

Die Reduzierung von Plastik ist die offensichtlichste Lösung angesichts der aktuellen Verpackungstrends. Über die Hälfte der Produkteinführungen im Lebensmittelbereich im Jahr 2022 im Vereinigten Königreich nutzte Plastikverpackungen in der Primär- oder Sekundärverpackung, ein Anteil, der in den letzten fünf Jahren konstant geblieben ist. Aufgrund seiner schützenden Eigenschaften, die eine Schlüsselrolle bei der Gewährleistung der Hygiene, dem Schutz der Produkte und der Haltbarkeit spielen, kann Plastik nicht vollständig aus Lebensmittel- und Getränkeverpackungen verbannt werden. Dennoch haben Unternehmen damit begonnen, Initiativen zur Reduzierung des Plastikverbrauchs zu starten, indem sie Verpackungen neu gestalten und weniger Material verwenden, um auf Trends bei Lebensmittelverpackungen zu reagieren. Dies beinhaltete die Neugestaltung von Käseblöcken durch führende Marken und die weit verbreitete Entfernung von Clipverschlüssen. Darüber hinaus führen immer mehr Marken Papier- oder Kartonverpackungen ein, wie beispielsweise die Eismarke Carte D’Or und Morrisons für ihre Eigenmarkenmilch. Solche plastikfreien Alternativen werden die Erwartungen der Verbraucher:innen bezüglich nachhaltiger Verpackungstrends beeinflussen und verändern.

2. Kreislaufwirtschaft und Nachfüllsysteme stoßen auf Widerstand

Die neuesten Trends bei Lebensmittelverpackungen in Bezug auf Zirkularität und Nachfüllsysteme werden einen erheblichen Wandel in der Denkweise der Verbraucher:innen erfordern. Recyceling kann dazu beitragen, Bedenken hinsichtlich Plastikmülls zu zerstreuen und Unternehmen bei Verbraucher:innen zu favorisieren, da zwei Fünftel der Käufer:innen im Vereinigten Königreich sagen, dass das Recycling von Verpackungen ein Produkt für sie nachhaltiger macht. Dies ähnelt der Konsumstimmung in APAC, wo die Hälfte der thailändischen Verbraucher:innen angibt, Lebensmittel- und Getränkeverpackungen wiederzuverwenden.

Um ihr Engagement für die Integration von Nachhaltigkeit in ihre Betriebsabläufe und Produkte weiter zu stärken, testen führende Supermärkte unverpackte Lebensmittelsysteme. Ein herausragendes Beispiel ist Asda, das in einigen seiner Filialen Nachfüllstationen eingeführt hat. Ein Nachfüllpreisversprechen wurde eingeführt, was bedeutet, dass die Nachfüllprodukte günstiger sind als verpackte Äquivalente, was Käufer:innen einen zusätzlichen Anreiz bietet, sich für die nachhaltigere Alternative zu entscheiden. Tesco, das eine ähnliche Testphase mit einer Reihe von Produkten durchführte, kommentierte nach Abschluss des Testzeitraums, dass dieses Verkaufsmodell für die Wiederverwendung zwar großes Potenzial habe, aber eine grundlegende Veränderung der Denkweise der Verbraucher:innen erfordere, um sich auf dem Markt zu etablieren.

3. Die Auswirkungen von Lebensmittelverschwendung auf die Umwelt

Neben der Plastikverschmutzung stellt auch die Lebensmittelverschwendung eine Bedrohung für die Umwelt dar. Während sich ein Großteil des Fokus auf nachhaltigere Verpackungen richtet, muss diese auch die Frische der Lebensmittel erhalten: Über die Hälfte der Gen X in Thailand ist bereit, mehr für Verpackungen zu zahlen, die Lebensmittel länger frisch halten. Verpackungen können dazu beitragen, den Schutz von Lebensmitteln und die Vermeidung von Lebensmittelabfällen hervorzuheben, da die Hälfte der britischen Konsument:innen Lebensmittelverschwendung als eines der drei wichtigsten Lebensmittelprobleme anführt. Dies unterstreicht die Verbindung zwischen der Rolle von Lebensmittel- und Getränkeverpackungen und der Verlängerung der Haltbarkeit von Produkten. Marken haltbarer Lebensmittel können mehr tun, um Verbraucher:innen die Vorteile ihrer Produkte zu erklären. Beispielsweise produziert die deutsche Marke Milik Veganz Hafermilch in Blattform, was 94 Prozent Verpackung und 85 Prozent des Gewichts im Vergleich zu flüssiger Milch einspart.

Bild der Milik Veganz Verpackung der Hafermilch in Blattform.

Die Berliner Marke Milik Veganz bietet Hafermilch in Blattform an, wodurch Verpackung und Lebensmittelverschwendung drastisch reduziert werden. Quelle: shop.veganz.de

Unterstützung durch gesetzliche Änderungen: Wie sieht die Zukunft der Lebensmittelverpackungsindustrie aus?

Im Durchschnitt fallen pro Jahr 180 kg Verpackungsabfälle pro Europäer:in an. Folglich hat die EU 2023 die Verwendung von Einwegkunststoffen verboten, und weitere EU-weite Verpackungsvorschriften werden diese wachsende Abfallquelle bekämpfen, wie beispielsweise Maßnahmen für vollständig recycelbare Verpackungen bis 2030.

In der APAC-Region ergreift die thailändische Regierung Maßnahmen zur Minimierung der Plastikverschmutzung. Im Jahr 2022 wurden Styroporverpackungen und Einwegplastik aufgrund der Bedrohung des Plastikmülls für die Tierwelt des Landes in Nationalparks verboten.

Marktherausforderungen, die dem Erfolg von Verpackungstrends im Weg stehen

  • Die hohen Lebenshaltungskosten haben aufstrebende, nachhaltige Verpackungstrends in den Hintergrund gedrängt

Obwohl sich Konsument:innen der Umweltauswirkungen übermäßiger Kunststoffverpackungen bewusst sind, rückt die Nachhaltigkeit angesichts der gleichbleibend hohen Lebenshaltungskosten in den Hintergrund. Während insgesamt 53 Prozent der Verbraucher:innen angeben, dass Nachhaltigkeit einer der drei wichtigsten Faktoren ist, variiert dies je nach finanzieller Situation. In den USA ähnelt die Konsumstimmung dieser Einschätzung, wobei mehr als sechs von zehn Käufer:innen zustimmen, dass sie beim Einkaufen eher auf den Preis als auf Umweltversprechen achten. Wenn jedoch alle anderen Faktoren bei einem Produkt gleich sind, kann nachhaltige Verpackung das Zünglein an der Waage sein. Insbesondere jüngere US-amerikanische Verbraucher:innen im Alter von 18 bis 34 Jahren legen eher Wert auf Nachhaltigkeit, was auf einen Paradigmenwechsel zwischen den Generationen hindeutet.

  • Mangelnde Transparenz schreckt Verbaucher:innen ab

Vielen Verbraucher:innen fehlt das notwendige Wissen zu umweltfreundlichen Eigenschaften verschiedener Verpackungstypen, sodass 64 Prozent der Menschen in Großbritannien Schwierigkeiten haben zu erkennen, welcher Typ von Lebensmittelverpackung am nachhaltigsten ist. Um für weniger Verwirrung zu sorgen und Käufer:innen klare Informationen zu Umweltauswirkungen von Lebensmittelverpackungen zu bieten, sollten Unternehmen offen über ihre Entscheidungen bezüglich Verpackungen sprechen.

Verpackungstrends treiben die Innovation nachhaltiger Lebensmittelverpackungen an

Bei der Beurteilung von Verpackungen liegt die Priorität US-amerikanischer Käufer:innen bei praktischen, unmittelbaren Merkmalen und Vorteilen, während nachhaltigkeitsbezogene Faktoren weiter unten auf der Liste stehen. Dies sind die obersten Prioritäten der US-amerikanischen Verbraucher:innen bei Lebensmittel- und Getränkeverpackungen:

Die Kommunikation dieser Vorteile (Frische, Wert, Gesundheit) ist entscheidend, um das Interesse der Verbraucher:innen zu wecken. Ältere Konsument:innen zeigen insbesondere Interesse an funktionalen Verpackungsvorteilen.

Alternative Verpackungsmaterialien werden den Weg in die Zukunft ebnen

Über 30 Prozent der Käufer:innen in Deutschland würden ein Produkt mit plastikfreier Verpackung einem anderen mit gängigem Packaging vorziehen. Dies zeigt, dass Marken und Unternehmen in innovative Verpackungsmethoden wie Papier- oder kompostierbare Lösungen investieren sollten.

29 bis 42 Prozent der Verbraucher:innen in den USA verbinden Glasgefäße mit Geschmack, Frische und Vertrauenswürdigkeit, was sie zum Markenzeichen hoher Qualität macht.

US Food Packaging Trends 2024

Während Glasgefäße und Kartonverpackungen Vorteile in Bezug auf die Wahrnehmung von Nachhaltigkeit haben, behält Kunststoff aufgrund seiner Vielseitigkeit und seines geringen Gewichts seinen Ruf für Komfort. Plastik zeichnet sich jedoch nicht durch andere Attribute aus. Biologisch abbaubarer Kunststoff könnte die Innovation sein, um die Öko-Wahrnehmung von Kunststoff zu unterstützen. Obwohl er bereits Interesse weckt, ist er möglicherweise noch nicht in großem Maßstab realisierbar.

Obwohl biologisch abbaubarer Kunststoff noch in den Kinderschuhen steckt, machen folgende Alternativen zur Reduzierung von Lebensmittelverpackungsabfällen bereits Wellen:

1. Take-Away-Behälter aus Algen

Die von Notpla entwickelten Behälter aus Algen können in normalen Lebensmittelabfällen kompostiert werden, wodurch jegliche zusätzliche Abfallentsorgung durch Verpackungen vermieden wird. Notpla stellte Behälter für eine Reihe hochkarätiger europäischer Fußball-Events zur Verfügung, was Skalierbarkeit und Eignung für Großveranstaltungen beweist.

Nahaufnahme der Notpla-Lebensmittelverpackung mit dem Notpla-Logo und dem Schriftzug "Notpla Disappearing Packaging"

Die „verschwindende Verpackung“ von Notpla gehört zu den größten aufstrebenden Trends bei Lebensmittelverpackungen. Quelle: notpla.com/food-containers.

2. Flaschen aus Kartoffelstärke

TomorrowMachine, ein schwedisches Designstudio, hat mit dem Saftunternehmen Eckes-Granini eine Partnerschaft geschlossen, um „GoneShells“ zu entwickeln – Saftflaschen aus Kartoffelstärke, die in warmem Wasser aufgelöst werden können. Ähnlich wie die Algenbehälter von Notpla bieten diese eine bequeme Lösung für Lebensmittel- und Verpackungsabfälle, die keine Spuren hinterlässt.

Fotografie der TomorrowMachine-Saftflasche mit rotem Fruchtsaft, einigen Früchten auf beiden Seiten der Flasche auf lilafarbenem Hintergrund.

„GoneShells“ von TomorrowMachine hinterlassen keine sichtbaren Spuren und können in warmem Wasser aufgelöst werden. Quelle: goneshells.com.

3. Essbare Gabeln

Nestlés Marke Maggi hat am Weltumwelttag ihr Engagement für den Planeten unter Beweis gestellt, indem sie in Indien eine limitierte Auflage von vollständig essbaren pflanzlichen Gabeln auf den Markt gebracht hat. Dies bietet maximalen Komfort für Konsument:innen, die unterwegs zu Mittag essen. Um nachhaltig zu handeln, müssen sie nicht mehr ihr eigenes Besteck mit sich führen, tragen aber auch nicht zur Abfallmenge bei.

Screenshot des Clips von Maggi zur Vorstellung ihrer essbaren Gabel, mit Produktbildern der gleichen Gabel nebeneinander auf grünem Hintergrund. Aufschrift oben links: "Einführung der pflanzlichen Gabel für Maggi Cup Noodles"

Nestlés Marke Maggi hat eine limitierte Auflage einer vollständig essbaren Gabel für ihre Maggi Nudelbecher auf den Markt gebracht. Quelle: nestle.com

Mit Mintel in die Zukunft der Lebensmittelverpackungsindustrie

Die neuesten Trends in der Lebensmittelverpackung, die in diesem Artikel analysiert werden, zeigen, dass das Bewusstsein der Verbraucher:innen für die Umweltschädlichkeit übermäßiger Kunststoffverpackungen wächst. Daher verschiebt sich die Nachfrage hin zu nachhaltigeren Alternativen und der Verantwortung von Marken und Unternehmen. Regierungen erhöhen ebenfalls den Druck auf Unternehmen, ihre umweltfreundlichen Bemühungen zu verstärken.

Obwohl ein vollständiges Verbot von Kunststoff in der Lebensmittelverpackungsindustrie aufgrund seiner Schlüsselrolle bei der Frischhaltung von Lebensmitteln unwahrscheinlich ist, werden wir in Zukunft verstärkte Investitionen in innovative Alternativen sehen, die dazu beitragen werden, die Verwendung von Kunststoff bei Lebensmittel- und Getränkeverpackungen zu minimieren.

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