Britische Verbraucherstudie: Gesundheit, Ethik und „Experience Economy“ stehen hoch im Kurs
Der neue British Lifestyles Report des britischen Marktforschungsunternehmens Mintel offenbart, wofür die Briten im letzten Jahr Geld ausgaben. Trotz vorherrschender Verunsicherung über den Brexit sind die britischen Verbraucherausgaben von 1,27 Billionen Pfund im Jahr 2017 auf 1,32 Billionen Pfund in 2018 gestiegen, was einem Wachstum von 4 Prozent entspricht.
Betrachtet man die Ausgabenkategorien, zeichnen sich drei große Trends ab: Der derzeitige Gesundheits- und Wellness-Hype, der anhaltende Trend zu einem nachhaltigeren und ethischeren Lebensstil wie auch die boomende „Experience Economy“, welche die Sehnsucht nach einzigartigen Erlebnissen aufgreift.
Briten achten vor allem bei Kosmetika auf ethische Aspekte
Laut der Mintel-Studie beziehen 47 Prozent der britischen Konsumenten ethische Überlegungen in ihre Kaufentscheidung bei Kosmetika und Hygieneartikeln ein. Weitere Kategorien, in denen die Verbraucher angeben, auf ethische Aspekte zu achten, sind Lebensmittel und Getränke aus dem Einzelhandel (44 Prozent), gefolgt von Kleidung und Gastronomie (jeweils 39 Prozent der Verbraucher).
Jack Duckett, Associate Director of Consumer Lifestyles Research bei Mintel, erklärt: „Die Verbraucher von heute erwarten von Marken, moralische und ethische Verantwortung zu übernehmen. Bei Kosmetika achten jedoch auch viele Verbraucher selbst darauf, wie ethisch die Produkte sind. Ein Großteil davon ist auf die Besorgnis über Tierversuche und Plastikrückstände zurückzuführen – diese Themen stellen in der Kategorie zwei der wichtigsten Verbraucheranliegen dar.“
Sinkender Alkoholkonsum treibt Nachfrage nach hochwertigem Alkohol und alkoholfreien Getränken an
Jeder fünfte Erwachsene (20 Prozent) im Vereinigten Königreich gibt an, keinen Alkohol* zu trinken, und sogar fast die Hälfte (47 Prozent) der Alkoholkonsumenten sagt aus, die Menge an Alkohol, die sie in den letzten 12 Monaten konsumiert haben, reduziert zu haben.**
Wenngleich die Briten aktiv danach streben, ihren Alkoholkonsum einzuschränken, sind im Gegenzug viele dazu bereit, mehr Geld für alkoholische Getränke auszugeben. Die Premiumisierung hat dabei geholfen, den Gesamtumsatz mit alkoholischen Getränken zwischen 2017-18 um 5,5 Prozent zu steigern und auf insgesamt 21,8 Milliarden Pfund hochzukurbeln.
Die Reduktion des individuellen Alkoholkonsums hat dabei gleichzeitig neue Chancen für die Erfrischungsgetränkeindustrie geschaffen. Der Einzelhandelsmarkt für alkoholfreie Getränke, der 2018 auf 11,3 Milliarden Pfund geschätzt wurde, wuchs zwischen 2013-2018 um beeindruckende 15,4 Prozent, wobei die sogenannten „Adult Softdrinks“ zu den am schnellsten wachsenden Segmenten gehören.
Jack Duckett führt aus: „Die Tatsache, dass so viele Briten ihren Alkoholkonsum reduzieren, hat sich für Softdrink-Marken als Segen erwiesen. Die Branche selbst hat dazu beigetragen, diese Nachfrage weiter zu steigern, indem sie eine Reihe neuer Erfrischungsgetränke mit ausgefeilteren Verpackungs- und Geschmacksprofilen auf den Markt brachte, um ein eher erwachsenes Publikum anzusprechen.”
Homeoffice kurbelt den Verkauf von Loungewear und Nachtbekleidung an
Der Umsatz mit Unterwäsche, Nachtbekleidung und Loungewear ist in den letzten fünf Jahren um 18,8 Prozent gestiegen, wobei die Briten in 2018 insgesamt 4,6 Milliarden Pfund für jene Artikel ausgaben. Insgesamt bezahlten die Konsumenten vergangenes Jahr rund 38 Pfund pro Kopf für Unterwäsche.
Vor allem Jüngere achten dabei auf Hochwertiges: So greifen 29 Prozent der Männer zwischen 16 und 35 Jahren bei diesen Kategorien hauptsächlich zu Premium-Marken, was sich zusätzlich positiv auf den Umsatz auswirkt. Mintel erwartet deshalb, dass das Wachstum in diesem Markt in den fünf Jahren robust bleibt und die Verbraucherausgaben bis 2023 etwa 5,5 Milliarden Pfund erreichen werden, was einem Wachstum von 19 Prozent gleichkäme.
„Im Vereinigten Königreich arbeiten heute mehr als vier Millionen Menschen regelmäßig von zu Hause aus, wodurch sich ihr Komfortbedürfnis gesteigert hat – und sicherlich auch für den boomenden Absatz von Loungewear verantwortlich ist. Zugleich kann man auf Social Media zunehmend Prominente und Influencer in sexy-sportlichen Unterwäschemodellen bestaunen, was sich in dem Markt ebenfalls positiv niederschlägt. Aufgrund dieser Entwicklungen können wir in der traditionell eher preisgetriebenen Kategorie beobachten, dass immer mehr Marken auf verspielte und hochwertige Elemente setzen,“ fügt Jack Duckett hinzu.
Angesagt: Fermentierte Lebensmittel
Aufgrund ihrer gesundheitlichen Eigenschaften genossen fermentierte Lebensmittel in den letzten Jahren vermehrt Medienaufmerksamkeit. So sollen sich diese etwa positiv auf die Darmflora auswirken. Das scheint vor allem für ältere Verbraucher wichtig zu sein: Laut der Studie finden 72 Prozent der über 55-Jährigen, dass die aktive Aufrechterhaltung der Darmgesundheit auch Einfluss auf das allgemeine gesundheitliche Wohlbefinden hat.
„Verfechter von fermentierten Lebensmitteln führen verschiedene gesundheitliche Vorteile an. So sollen diese etwa die Darmgesundheit unterstützen, zur Stärkung des Immunsystems beitragen wie auch das Verlangen nach Zucker eindämmen. Zwar hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit noch keine Werbeversprechen zu fermentierten Lebensmitteln zugelassen, allerdings hat dies die Verbraucher bisher nicht davon abgehalten, dem Hype zu folgen. Angesichts des gestiegenen Interesses an Produkten zur Unterstützung der Darmgesundheit ist dies ein Trend, der sich auch in Zukunft fortsetzen dürfte, da weitere Neuentwicklungen die Attraktivität dieser Artikel weiterhin anfachen.“
Von der Tanz- auf die Dart-Fläche
Da die Verbraucher nach immer neuen Wegen suchen, sich zu vergnügen und Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen, verzeichnet die britische Freizeitindustrie auch weiterhin positive Entwicklungen. Der Umsatz dieser Branche wurde für das Jahr 2018 auf 34,3 Milliarden Pfund geschätzt, wobei das Wachstum in den nächsten fünf Jahren anhalten dürfte, sodass der Sektor bis 2023 auf ein Ergebnis von 40,3 Milliarden Pfund kommen könnte.
Zweifellos hat die Experience Economy dem britischen Freizeitmarkt neues Leben eingehaucht. So sind in den letzten Jahren zunehmend luxuriöse Kinos, Retro-Bowling- und Dart-Bars entstanden, die sich zu interessanten Alternativen zum Nachtclub entwickelt haben. Das trifft auf das heutige Verbraucherinteresse: 65 Prozent der Erwachsenen geben an, dass sie lieber für Erfahrungen anstatt für Besitztümer bezahlen würden.
„Die Begeisterung für erlebnisorientierte Aktivitäten trägt weiterhin zum Wachstum der Freizeitindustrie bei. Unsere Forschung zeigt, dass insbesondere Erlebnisse in Verbindung mit Trend-Themen wie Gesundheit und Wellness außerordentlich beliebt sind. Zudem konnten wir beobachten, dass junge Menschen vor allem von ungewöhnlichen Aktivitäten angezogen sind, da diese sie auf Social Media von der Masse herausstechen lassen“, schließt Jack.
* Konsumenten, die in den letzten drei Monaten vor November 2018 keinen Alkohol getrunken haben
** In den letzten 12 Monaten vor November 2018
Pressemuster des British Lifestyle Reports sowie Interviews mit Jack Duckett sind auf Nachfrage erhältlich.
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