Wie reagieren Lebensmittel- und Getränkemarken auf Nahrungsmittelengpässe? Erfahren Sie, wie US-Firmen sich an Lieferkettenprobleme anpassen.
Mehr denn je wird die Lebensmittel- und Getränkeindustrie von Engpässen bedroht. Klimawandel, Epidemien und Unterbrechungen der Lieferketten machen die Beschaffung von Rohstoffen und Waren, die einst als Grundnahrungsmittel galten, immer weniger zuverlässig. Allein für dieses Jahr prognostiziert der Food Price Outlook des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) einen Anstieg der Eierpreise um 20,3 Prozent.
Erste Fälle des Vogelgrippestammes H5N1 haben bereits 2023 zu erheblichen Engpässen bei Eiern geführt. Im Jahr 2025 wird die Situation noch angespannter, da der nationale Tierbestand kleiner bleibt als beim letzten Ausbruch, was das Angebot weiter verknappen wird. Geahnt haben das die Konsument:innen im vergangenen Jahr keineswegs. So rechneten im Februar 2024 gerade einmal 4 Prozent der US-amerikanischen Eier-Verbraucher:innen mit einer Verringerung ihres Konsums, was die unelastische Natur des Marktes unterstreicht. Darüber hinaus gaben 87 Prozent der nicht-veganen US-Verbraucher:innen an, in den sechs Monaten vor Februar 2024 Eier zu essen. Kurz gesagt: Eier sind ein wesentlicher Bestandteil der amerikanischen Ernährung und kaum aus ihr wegzudenken.
Eier sind jedoch nicht die einzige Kategorie, die in den letzten Jahren durch unkontrollierbare Faktoren Schwankungen unterworfen war. In den letzten zwei Jahrzehnten sind die Orangenerträge in wichtigen Zitrusanbaugebieten wie Florida und Brasilien um mehr als 75 Prozent zurückgegangen. Dies ist in erster Linie auf die gravierenden Auswirkungen der Gelben Drachenkrankheit (Citrus Greening Disease) zurückzuführen. Aber auch durch den Klimawandel herbeigerufene Wetterereignisse wie Dürren, Überschwemmungen und Wirbelstürme haben die Saftindustrie in Mitleidenschaft gezogen.
Ebenfalls betroffen ist der Kakaosektor. In Westafrika werden 80 Prozent des weltweiten Kakaos angebaut, 55 Prozent davon allein in Ghana und an der Elfenbeinküste. Im Jahr 2024 ging die weltweite Kakaoproduktion um 11 Prozent zurück, was auf die zunehmend ungünstigen Wetterbedingungen zurückzuführen ist. Die Aussichten sind besorgniserregend. Man geht davon aus, dass der Klimawandel die Auswirkungen des El-Niño-Klimamusters in der Region verstärken wird – mit erheblichem Einfluss auf die Kakaoernten.
Seit langem werden Naturprodukte wie Eier, Kakao und Orangen wegen ihrer Erschwinglichkeit, Vielseitigkeit und ihres Nährwerts geschätzt. Trotz der Lieferkettenunterbrechungen ist die Loyalität und die Nachfrage nach diesen Produkten groß.
Entdecken Sie im Folgenden drei wichtige Strategien, die Lebensmittel- und Getränkemarken im Umgang mit der Verknappung von Roh- und Inhaltsstoffen im Jahr 2025 berücksichtigen sollten.
Schlüsselstrategien der US-Lebensmittelindustrie zur Versorgungssicherheit
Mit erwiesenem Mehrwert die Loyalität der Verbraucher:innen gewinnen
Mehr als die Hälfte der US-Verbraucher:innen verbindet mit Eiern Gerichte, die sich einfach und schnell zubereiten lassen. Ei-Ersatzprodukte müssen beweisen, dass sie ihr Geld wert sind. Neben gesundheitlichen Aspekten wird auch auf den Convenience-Faktor und – mit Blick auf die Preisspirale infolge der Vogelgrippe – auch auf die Erschwinglichkeit geachtet.
In der Vergangenheit waren pflanzliche Ei-Ersatzprodukte teurer als herkömmliche Eier. Bald könnte es jedoch zu einer Preisnivellierung kommen. Fehlen Eier im Regal, greifen Konsument:innen möglicherweise auch zu teureren Alternativen auf Pflanzenbasis – ein kritischer Zeitpunkt für vegane Marken, ihren Wert unter Beweis zu stellen und in Bezug auf Geschmack und Funktionalität zu überzeugen.
Eier sind nicht nur ein erschwingliches und leicht zuzubereitendes Eiweiß, sondern werden als Bindemittel auch gerne beim Backen, bei Desserts verwendet, um nur ein paar Beispiele konkret zu benennen. Innovative Marken könnten die Gunst der Stunde nutzen und auf komplette Backmischungen setzen, die keine Eier mehr benötigen. Dementsprechende Produktinnovationen können entweder komplett ohne oder mit getrockneten Ei-Komponenten hergestellt werden, würden in Zeiten der Verknappung aber bequeme All-in-One-Lösungen bieten, die sicherlich auch nach einer Preisstabilisierung wertsteigernd sein wird.
Fazit: Konzentrieren Sie sich darauf, durch Geschmack und Funktionalität einen Mehrwert zu bieten, um die Loyalität der Verbraucher:innen zu erhöhen.
Innovation ist nach wie vor von größter Bedeutung
Einige vorausschauende Marken helfen den Verbraucher:innen, sich an die aktuellen Umstände anzupassen. So gab King Arthur Baking in einem Instagram-Post vom Februar 2025 Tipps zum Backen ohne Eier: Verwenden könne man stattdessen Aquafaba (wortwörtlich übersetzt Bohnenwasser), Apfelmus, Leinsamen, Chiasamen oder wahlweise ein Püree aus Tofu, Kürbis oder Bananen.
King Arthur Baking hilft Verbraucher:innen durch klare und authentische Kommunikation proaktiv, beliebte Rezepte auch ohne die Verwendung von Eiern herstellen zu können.
Bildquelle: Mintel Purchase Intelligence
Andere Marken haben versucht, die einzigartigen Eigenschaften von Eiern durch pflanzliche Alternativen zu ersetzen. So kann Tofu beispielsweise Rührei ersetzen, während schwarzes Salz (auch bekannt als Kala Namak) verwendet werden kann, um das schwefelähnliche Aroma von Eiern zu imitieren.
Fazit: Kreative Lösungen helfen Verbraucher:innen und Unternehmen, sich anzupassen und Krisen zu überstehen, selbst wenn die Vorräte knapp werden.
Bewusstsein fürs große Ganze
Die Auswirkungen wichtiger Themen, die die Lebensmittel- und Getränkeindustrie betreffen, sind selten isolierte Ereignisse. Das Gleiche gilt für die Auswirkungen der Vogelgrippe, die über den Eiermarkt hinausreichen.
Das Virus breitet sich rasch über verschiedene Tierarten aus und befällt Hühner, Puten, Enten, Wildvögel, Milchvieh, Katzen und sogar Menschen. Auch H5N1-Subtypen tauchen auf und stellen ein potenzielles Risiko für die öffentliche Gesundheit dar, obwohl ihr Pandemiepotenzial noch unklar ist. HPAI hat sich in Milchviehbeständen weniger schwerwiegend ausgewirkt, kann aber dennoch Auswirkungen auf den Milchmarkt und die Produktion haben. Mehr als ein Viertel der kalifornischen Milchviehbetriebe sind bereits betroffen, was US-Gouverneur Newsom veranlasste, den Notstand auszurufen.
Auch Tierfutterproduzenten sollten wachsam bleiben, da insbesondere Katzen anfällig für das Virus sind. Tierhalter:innen werden sich wahrscheinlich nach der Sicherheit ihres Haustierfutters erkundigen, was die Branche zusätzlich unter Druck setzt.
Fazit: Marken müssen die zusammenhängenden Risiken erkennen, die durch Krisen wie die Vogelgrippe entstehen, und anpassungsfähige Strategien in den Vordergrund stellen, um das Vertrauen der Verbraucher:innen zu erhalten.
Gestalten Sie mit Mintel die Zukunft der Diversifizierung von Inhaltsstoffen
Es wird immer unvorhersehbare Ereignisse geben, die die Ernten und Lieferketten beeinträchtigen können. Ob durch innovative Alternativen, kreative Lösungen oder erhöhte Sicherheitsmaßnahmen – in Zeiten der Verknappung sind Widerstandsfähigkeit und Einfallsreichtum gefragt.
Mit diesen Schritten können Lebensmittel– und Getränkemarken proaktiv auf Schwachstellen bei Inhaltsstoffen eingehen und stärkere Beziehungen zu ihren Kund:innen aufbauen.
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